„Zum Abschied gehört, dass wir zurückschauen„ – so eröffnete Pfr. Ekkehard Landig seine Ansprache zur Trauerfeier für Pfr. Joachim Bremer am 18.08.2021 in Kelsterbach.
In spürbar freundschaftlicher Verbundenheit zeichnete Ekkehard Landig das Leben und Wirken von Joachim Bremer nach.
Zu diesem Leben und Wirken gehörten Bremers Jahre in Grünberg. Im November 1975 wurde Joachim Bremer als Pfarrvikar mit der Pfarrstelle des Lutherbezirkes betraut. Seine Ordination und Amtseinführung geschahen durch Propst Dorndorf von der Propstei Nord-Starkenburg in Vertretung für den erkrankten Propst Schubring aus Gießen. Pfr. Karl Seffer und Dekan Wilhelm Bremer, Vater von Joachim Bremer, assistierten.
Als Pfarrerssohn kam Jockel Bremer, wie er auch gerne genannt wurde, am 05.08.1946 in Frankfurt/M. auf die Welt. Nach der Schulzeit besuchte er das Theologische
Konvikt in Frankfurt, um dort Hebräisch
zu erlernen. Das Studium der Theologie wurde in Mainz und Marburg absolviert und 1973 mit dem 1. Examen abgeschlossen. In Garbenteich und Hausen war Bremer unter Anleitung von Pfarrer Heinrich Meissner Vikar und besuchte begleitend das Theologische Seminar in Herborn. Dieser Zeit schloss sich das Spezialpraktikum als Religionslehrer in der Berufsschule zu Gießen an.
Jockel Bremer war mit der Lehrerin Christiane Bremer, geb. Wegener verheiratet, die bereits 2011 verstarb. In ihren
3 Kindern und 5 Enkeln bleiben beide in Gegenwart und Zukunft präsent.
Die Amtseinführung beschreibt die Heimatzeitung 1975 als ein großes Ereignis, das musikalisch vom Instrumentalkreis unter der Leitung von Frau Berta Kleinstück harmonisch umrahmt wurde.
Der Grünberger Anzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom 28.08.1990 unter der Überschrift „Und er zog seine Straße fröhlich“ vom Abschiedsgottesdienst in der wieder voll besetzten Stadtkirche.
In seiner Abschiedspredigt machte sich Bremer kritische Gedanken: „Ist die Kirche das Schlusslicht der Gesellschaft? So etwa, wie eine rote Eisenbahn-Schlusslaterne?“ Bremer wollte nie, dass jemand „auf der Strecke bleibt“. Als Seelsorger hatte er ein hohes Verantwortungsbewusstsein für die Schwachen in der Region. Jockel Bremer sprühte oft vor Lebensfreude, hatte jedoch ebenso ein starkes Empfinden für die leisen Töne der Sorgen und des Kummers. So laut und bewegt er oft daher kam, so seelsorgerlich leise konnte er mit dem Nächsten umgehen.
Ebenso lag ihm damals schon der Schutz der Natur sehr am Herzen. Seine Theologie war betont sozial angelegt, ganz im Sinne Jesu. Handwerklich sehr geschickt legte Bremer in Pfarrhaus und Stadtkirche wie ein Hausmeister Hand an.
Zu seinen Leidenschaften gehörten die Musik, die Schönschrift, die Eisenbahn und die Heimatgeschichte. Bei der Abfassung meiner Geschichte über den Bau der Stangenröder Kirche konnte ich auf seine Notizen zurück greifen.
Mit dem Weggang aus Grünberg tat sich für die Pfarrfamilie eine Auslandsstelle im Nordwesten Englands auf. Nach dieser
Zeit galt es wieder in der Kirche von Hessen und Nassau Fuß zu fassen. Von 2000 bis 2009 war Jockel Bremer abschließend in Kelsterbach tätig.
Sein Ruhestand war verbunden mit vielen Vertretungsdiensten in der Frankfurter Region, aber auch mit längeren Urlaubsvertretungen in der Uckermark und in Dahme in der Altmark.
Mit dem Tod seiner Frau wurde in die
Zeit des Ruhestandes eine schmerzliche Herausforderung eingeflochten, die er schrittweise meisterte.
Pfarrer Joachim Bremer verstarb am 07.08.2021 in Cottbus.
Es bleibt die Erinnerung an einen Mann, der durch das Pfarrhaus geprägt, für das Pfarramt gelebt hat und der mit seiner Glaubensstärke dagegen wirkte, dass die Kirche „zum Schlusslicht der Gesellschaft“ wird.
Für die Gemeinden Grünberg, Lehnheim und Stangenrod gez. Pfr. i.R. Hartmut Miethe
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Pfarrer Kurt Burlein mit 91 Jahren in Karben verstorben
Pfarrer Burlein kam 1958 von Seligenstadt nach Grünberg und blieb bis 1974.
Zunächst war er mit dem Paulusbezirk betraut und später mit dem Lutherbezirk nachdem Pfarrer Willi Grünewald hinzugekommen war. Beide Pfarrer verantworteten die aufwendige Umgestaltung der Grünberger Stadtkirche. Ebenso zeichnete er verantwortlich für die Renovierung der Kirche in Stangenrod und den Bau des Gemeindezentrums in Lehnheim.
Kurt Burlein widmete sich in Grünberg besonders der Jugendarbeit und hatte als Attraktion den Tonbandclub gegründet. Ungezählte Bänder lagerten noch bis in die jüngste Zeit im Keller der Stadtkirche.
Geboren wurde Burlein am 21.9.1929 in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur 1949 studierte er in Mainz und Heidelberg. Sein Schulpraktikum absolvierte er in Schwarz, Kreis Alsfeld. Sein Lehrpfarrer war Dekan Schubring in Gießen-Wieseck. Nach erstem und zweitem theologischen Examen arbeitete Burlein als Pfarrvikar in Seligenstadt, bevor er nach Grünberg kam. Mit seiner Frau Helga, geb. Stukau, die
aus Berlin stammte, hatte er drei Kinder: Detlev, Claudia und Henning.
Am 1.8.1974 übernahm Kurt Burlein die Gemeinde Eschbach bei Usingen im Taunus. Auch nach diesem Wechsel blieb er vielen in den Grünberger Gemeinden herzlich verbunden.
Die Kirchengemeinden werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. gez. Pfr. i.R. Hartmut Miehte